Unser Projekt startete mit zwei Forschungssträngen, die im Verlauf des Projektes immer mehr miteinander verwoben werden. Wir forschen mit der Methode der Videografie sowie einem Pool aus iterativen und partizipativen Designbasierte-Methoden.
Unter Videografie werden Filmaufnahmen verstanden, die gemacht werden, um soziale Situationen zu untersuchen.
Filmaufnahmen haben den Vorteil, dass man sich die beobachteten Situationen immer wieder ansehen kann. Sie unterstützen so die Forscher:innen beim Verstehen und Interpretieren der sozialen Situationen und der Feinanalyse von Interaktionsprozessen.
Die Gestaltung des Kita-Alltags bekommt bei der Umsetzung von Inklusion eine besondere Rolle zu, da dieser das gesamte Erleben von Kindern zentral bestimmt und ihnen ermöglicht, Grundlagen des Miteinanders zu erfahren und zu (er)leben. Gleichzeitig ist festzustellen, dass bisher eine alltagssituierte Inklusion noch nicht ausreichend realisiert wird (Seitz et al. in press, Heimlich 2019, BertelsmannStiftung – Ländermonitor Frühkindliche Bildung).
Exemplarisch untersucht PIIQUE einen festen Bestandteil des Alltags in vielen Kitas: den Morgenkreis. Hier kommen die Kinder und pädagogischen Fachkräfte zusammen, tauschen sich aus und gestalten gemeinsam ihren Tag. Für die inklusive Gestaltung von Morgenkreisen gibt es trotz der Bedeutung für den Kita-Alltag noch wenig empirisch fundiertes Wissen.
... ist es zu untersuchen, wie es hier gelingt, dass alle Kinder beteiligt werden und in den Interaktionen von Fachkraft und Kind/ern ein wertschätzender Bezug aufeinander hergestellt wird.
Für die Untersuchung knüpft das Forschungsprojekt an Ergebnisse zu inkludierenden Interaktionsmodi an. Inkludierende Interaktionsmodi sind als Voraussetzung für gelingende langanhaltende gemeinsame Interaktionen von pädagogischen Fachkräften und Kinderzu verstehen sind (u.a. Nentwig-Gesemann / Nicolai 2014, Alemzadeh 2014, Nentwig-Gesemann et al. 2012).
Für die videografische Studie werden insgesamt ca. 50 Morgenkreise von 25 pädagogischen Fachkräften gefilmt. Die Fachkräfte arbeiten in Kindertagesstätten unserer Kooperationspartner:innen FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH und pad gGmbH.
Der Fokus der Videoaufnahmen liegt auf den Interaktionen zwischen den pädagogischen Fachkräften und Kindern im Morgenkreis. Ergänzt werden die Aufnahmen durch Kurzinterviews mit den pädagogischen Fachkräften und einer standardisierten Abfrage.
Die Auswertung erfolgt durch eine qualitative Inhaltsanalyse angelehnt an Mayring (2015) mit Hilfe einer computergestützten Software. Diese stellt eine theoriegeleitete und systematische Analyse des Materials dar. Im Mittelpunkt der Analyse stehen Kategorien. Das heißt, es werden Filmsequenzen mit ähnlichem Bedeutungsinhalt als Kategorien zusammengefasst. Für die Kategorien werden Kodierregeln und Ankerbeispiele definiert, um die Interpretation des Materials nachvollziehen zu können.
Die Handbücher für die Kategorien werden an Forschungstagen mit externen Expert:innen aus den Bereichen frühkindlicher Forschung und Erziehung, Bildung und Betreuung diskutiert und evaluiert.
Design Methoden sind ein praktischer Ansatz eines lösungsorientierten und benutzungszentrierten Prozesses, um zu innovativen Lösungen zu gelangen unter Einbezug von Herausforderungen aller beteiligten Akteur:innen. Design Methoden haben sich zu einer bewährten Strategie zur Innovationsentwicklung etabliert.
Im Zentrum steht die Entwicklung eines crossmedialen Lernformats mit Einbezug der potentiellen Nutzer:innen. Dafür gibt es eine Vielzahl von designmethodischen Ansätzen. Diese sind prinzipiell alle gleich und passen sich dem Kontext an, in dem sie verwendet werden. Grundsätzlich rufen sie alle auf, die Nutzer:innen mit einzubeziehen, eine pragmatische Vorgehensweise zu haben und schnell in die Testphase für die Prototypen zu kommen.
Der Prozess ist iterativ und kann grob in die Schritte erkunden, gestalten und testen gegliedert werden. Im Detail ist jedoch jeder Innovationsprozess individuell und muss sich den aktuellen Erkenntnissen anpassen.
Zusammenfassend reflektiert Dark Horse Innovation: Innovationen entstehen in einem nicht planbaren Prozess, es muss sich mit dem Thema auseinander gesetzt werden und braucht mal mehr und mal weniger Anläufe, um auf etwas gehaltvolles zustoßen.
Deshalb folgen wir dem Ansatz von Wolfgang Jonas, der erkannte, dass Forschung durch die Logik des Designprozesses geleitet wird und dabei durch Phasen der wissenschaftlichen Forschung und Untersuchung, in unserem Fall die Videografie, angetrieben wird.
"Design research is a systematic search for and acquisition of knowledge related to general human ecology."
A. Findeli nach Bruce Archer • 2010
Im PIIQUE-Projekt werden wir im ersten Schritt unsere Zielgruppen durch Cultutal Probes und Workshops kennenlernen. Dies wollen wir weiterhin bei einem gemeinsamen Idee-Workshop. Darauf hin werden wir erste Prototypen für die digitalen Lerntools entwickeln, diese mit der Zielgruppe auswerten und überarbeiten. Um das erfasste Wissen aus der Videografie einzubinden steht ein stetiger Austausch des gesamten Teams im Mittelpunkt.